Donnerstag, 9. April 2015

Chinesische Captchas, dicke Bäuche und Glatzen

Hallo zusammen,

ich habe meinen neuen Erzfreind im Internet gefunden. Die Spambot vernichtende, erste Firewall einer jeden Website, das Captcha Fenster. Für alle die mit dem Begriff nichts anfangen können, Captchas sind diese Bilder von verdrehten Buchstaben die man bei der Anmeldung bei einigen Websiten angeben muss um zu beweisen, dass man ein Mensch ist. Mit westlichen Captchas hab ich ja keine Probleme aber chinesische Captchas bereiten mir doch einige. Bei denen werden nämlich keine einzelnen Buchstaben, sondern ganze Zeichen verdreht. Hat man die Zeichen erkannt muss man aus 6 Bildern diejenigen Auswählen die dem Zeichen entsprechen. Unten ein Bild von so einem Teufelsding.



Beim letzten Mal hab ich glaub ich 15 Versuche gebraucht bis ich das Captcha überwunden hatte, aber immerhin eine neue Motivation um Zeichen besser zu lernen.

Was sonst noch passiert ist, dass wir immer mehr Kulturunterricht in den Chinesischstunden bekommen. Einerseits durch die Übungsbücher selbst und andererseits durch die Lehrer. Die Geschichten in den Büchern sind immer ganz nett, weil sie einem Lebensweisheiten beibringen. Da liest man zum Beispiel eine Geschichte über einen jungen Typen der wegen seiner Freundin zu trinken beginnt und dann erfährt man das Freunde das beste Heilmittel gegen Depressionen sind, nette Geschichten, bin ich in der Art nicht gewohnt. 
Heute haben wir auch über Zahlen gelernt, einige Zahlen sind äußerst positiv in China besetzt vor allem deswegen, weil sie sich in der Aussprache einem anderen, gutem Zeichen ähneln. Die beliebteste Zahl bei Nummernschildern, Handynummern etc. ist die Zahl 8-ba- da dies ähnlich klingt wie fa- und dieses ist eines der Zeichen von facai-发财. Facai bedeutet „reich werden“. Wie ich finde etwas weit hergeholt aber mit der Nummer 8 lässt sich gut Geld machen, die Wohnungen im 8.ten Stock eines Gebäudes sind immer die teuersten und das Shanghaier Nummernzeichen -888888 (-hu ist das Kurzzeichen für Shanghai) kostet angeblich zur Zeit ungefähr 3-5 Millionen Euro. Eine sehr schlechte Zahl ist 4-si- da es fast gleich klingt wie sterben -si (andere Tonart ausgesprochen) daher gibt es oft im Flugzeug keine 4te Reihe oder in Gebäuden keinen 4ten Stock, Autokennzeichen mit 4 am Ende werden angeblich gar nicht mehr ausgestellt da sie keiner nehmen würde. Aber verständlich, wer will schon bei jeder Fahrt den Tod am Hintern kleben haben.


Ein anderer kultureller Unterschied ist mir in der Klasse heute wieder einmal sehr deutlich aufgefallen, und zwar die Grenze was unhöflich ist und was nicht. Diese Grenze ist in China eine ganz andere als in Europa. Eine Form der chinesischen normalen Umgangsformen ist das diskutieren des Körpergewichts oder der generellen Erscheinung einer anderen Person mit dieser Person selbst. Wenn jemand Dick ist oder zugenommen hat wird das in China ganz brutal angesprochen und es werden auch gleich Tipps gegeben. Also kann man mal leicht folgende Sätze hören „Ach du bist aber ganz schön dick, du solltest weniger essen“ oder „du hast seit dem letzten Mal ziemlich zugelegt“. Solche Sachen meinen Chinesen allerdings nicht böse sondern das ist einfach eine objektive Betrachtung, daher kein Problem. Das Unangenehme aber war das wir dieses Thema in der Klasse diskutiert haben und wenn die Lehrerin da auf eine dickere Kollegin zeigt und sagt, „Da! die soundso ist Dick, sollte also abnehmen, und die soundso ist dünn, das schaut gut aus“ finde ich das als Europäer ziemlich unangenehm. Zur Aufklärung, wir haben in der Stunde besprochen wie man Kleidung und Körperformen beschreiben kann. Dabei haben wir auch Haare besprochen und auch mit der gleichen brutalen Offenheit kam folgender Satz: „Glatze heißt auf Chinesisch soundso. Schaut der soundso hat schon eine Glatze!“ also an solche Sachen bin ich echt nicht gewöhnt. Für die Zukunft, wenn euch ein Chinese mal auf euren dicken Bauch, euer hässliches Outfit oder eure Glatze anspricht, nicht böse werden, die meinen es nur gut mit euch.

Hoffe ihr habt wieder was gelernt,

danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!

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